Hamburg: Russlands Tor in die Europäische Union
2. Februar 2011Handelsbeziehungen schon seit dem 13. Jahrhundert
Hamburg: Russlands Tor in die Europäische Union
Das Tempo ist atemberaubend. Vor zwei Jahren startete der russische Computerspiele-Entwickler Mail.ru in Hamburg eine Dependance und heute beschäftigt das Unternehmen des russischen Facebook Großaktionärs Alischer Usmanow schon 60 Mitarbeiter. Und die Expansion geht weiter. Fünf neue Spiele will Mail.ru 2011 in den europäischen Markt Hamburg bringen und wird dafür die Belegschaft nochmals verdoppeln. Der Standort Hamburg ist nicht zufällig gewählt. Zum einen ist Hamburg die deutsche Hochburg der Spiele-Entwickler. Wichtige Mitbewerber wie Bigpoint, innoGames oder gamigo sitzen hier mit Hunderten Mitarbeitern. Sogar ein eigener Studiengang wurde in Hamburg für die Spielebranche etabliert. Der andere Grund ist eher historischer Natur.
Russland und Hamburg sind durch eine jahrhundertlange Tradition miteinander verbunden. Schon Mitte des 13. Jahrhunderts beeinflusste die Hanse die Ostsee bis nach Novgorod. 1719 gab es die erste diplomatische Mission Russlands in Hamburg, was die außerordentliche Bedeutung der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern unterstreicht. Bereits 1957 schlossen Hamburg und St. Petersburg eine Städtepartnerschaft, die nicht nur die erste Städtepartnerschaft der Hansestadt Hamburg, sondern auch die erste russische Städtepartnerschaft in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist.
Eine besondere Bedeutung für Russland hat der Hamburger Hafen. Er ist die Drehscheibe für den Handel Russlands mit der Europäischen Union. Zurzeit werden nach Russland vor allem Luftfahrzeuge, Maschinen und chemische Erzeugnisse ausgeführt. Russland exportiert über den Hamburger Hafen vor allem Grundstoffe wie Kupfer, Nickel, Erdöl, Erdgas, Papier und Pappe.
Eine Reihe von russischstämmigen Unternehmen hat sich inzwischen in Hamburg etabliert. So haben sich rund 120 russischen Firmen in Hamburg niedergelassen. Sie kommen vor allem aus den Branchen Logistik, Schifffahrt und Lebensmittelhandel. Im vergangenen Jahr hat die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH elf russischen Unternehmen bei dem Start in Hamburg helfen können. Die HWF unterhält mit der Unternehmensgruppe LUNO in Moskau und Hamburg Verbindungsbüros, die russische Unternehmen beim Start in Hamburg unterstützen. Uwe Jens Neumann, Geschäftsführer der HWF: "Schon zur Zeiten der Hanse war Hamburg das Tor Russlands nach Mittel- und Westeuropa. Heute sind wir das Tor zur Europäischen Union."
Dieses Tor ist aber heute keine Einbahnstraße mehr. 800 Hamburger Firmen unterhalten Wirtschaftskontakte nach Russland. Hauptsächlich sind es Hersteller, Handelsfirmen, Dienstleistungsunternehmen, Spediteure, Logistiker, Lieferanten von Umwelttechnologie, IT- und Medienfirmen, Verlage und Berater, die in Russland Geschäftsaktivitäten haben.
Die Vertretungen der Handelskammer Hamburg in St. Petersburg und Kaliningrad sind die erste Anlaufstelle für alle Unternehmen, die geschäftliche Aktivitäten in Russland planen. Im Haus der Deutschen Wirtschaft in St. Petersburg befindet sich die Vertretung von „Hafen Hamburg Marketing“, die auch eine Vertretung der Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg beherbergt. Mit der Vertretung der „"amburg Messe" in St. Petersburg unterhält die Handelskammer enge Beziehungen. Umgekehrt werden die russischen internationalen Messen wie die "TransRussia" von den Hamburger Kaufleuten für Geschäftskontakte genutzt.
Seit 2006 gibt es im Zentrum Hamburgs das St. Petersburger Außenhandelsbüro, welches die ökonomischen und kulturellen Verbindungen zwischen den beiden Städten stärken soll. Auch der "Ost- und Mitteleuropaverein" mit Sitz in Hamburg vermittelt Kontakte von Klein- und Mittelständischen Unternehmen in Russland. Außerdem setzt sich das "Baltic Sea Forum-Pro Baltica" für die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Ostseeraum ein.
In Hamburg gibt es mehrere Vereinigungen und Einrichtungen deren Hauptaufgabe die Förderung der deutsch-russischen Beziehungen ist. So haben sich russische und deutsche Unternehmen in Hamburg in eine Russisch-Deutschen Handelsgilde zusammengeschlossen, die als Interessengemeinschaft wirtschaftliche Kontakte zwischen in Deutschland tätigen russischen Handelsleuten und deutschen Unternehmern fördern will. Sie bietet regelmäßig Treffen und Veranstaltungen an.