Hamburg, starker Partner Lateinamerikas
13. August 2012EZLA erleichtert Unternehmen aus Lateinamerika den Schritt nach Europa
Hamburg, starker Partner Lateinamerikas
Am 13. August hat in Hamburg das Europäische Zentrum für Lateinamerika, EZLA, eröffnet. Dort können Firmen aus Lateinamerika, die von Hamburg aus ihr europäisches Geschäft aufbauen wollen, gleichzeitig auf Netzwerke, Beratung sowie ein flexibles Arbeitsumfeld in der nordeuropäischen Wirtschaftsmetropole zugreifen und die Vorteile eines Büro-Centers nutzen. Unterstützt wird EZLA durch einen Förderverein, der vom Honorarkonsul der Vereinigten Mexikanischen Staaten in Hamburg, Frank K. Westermann sowie der HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH und weiteren Partnern aus der Wirtschaft initiiert wurde. Jutta Ludwig, Vorsitzende der Geschäftsführung der HWF: "Mit einer einzigartigen All-inclusive-Geschäftslösung verhilft das EZLA von Hamburg aus kleinen und mittelständischen lateinamerikanischen Unternehmen zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Geschäftsentwicklung in den Märkten Europas." Frank K. Westermann, Vorstandsvorsitzender des EZLA Fördervereins, ergänzt: "Der Verein zur Förderung des Europäischen Zentrums für Lateinamerika in Hamburg – EZLA – ist als nicht nach Gewinn strebende Organisation ein in der Europäischen Union einmaliges und äußerst innovatives Konzept, wie uns die Kommission der EU in Brüssel bestätigt hat. In ganz Europa ist ein derart ganzheitliches Spektrum im Rahmen eines so umfangreichen Lateinamerika-Clusters nicht anzutreffen." Der Hamburger Staatsrat Wolfgang Schmidt, Bevollmächtigter beim Bund, bei der Europäischen Union und für auswärtige Angelegenheiten, hielt die Eröffnungsansprache.
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Hamburg ist eines der wichtigsten Zentren für den iberoamerikanischen Handel in Europa. Die Stadt hat deshalb das Engagement für diese Region ausgebaut. Das gilt auch für die Wirtschaftsförderung. "Die HWF möchte Hamburg in den Ländern Lateinamerikas noch bekannter machen und damit die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes für Firmen aus der Region weiter steigern. Wir haben deshalb kürzlich eine spanische Version unseres Internet Auftritts online gestellt", so Jutta Ludwig weiter. Für Unternehmen aus dieser Region sind hier die Startbedingungen zum Eintritt in den europäischen Markt optimal. Die Wirtschaftsbeziehungen können auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken. Während Brasilien im Jahr 2011 im See-Containerumschlag den 10. Rang unter den Handelspartnern des Hamburger Hafens einnahm, lag das Land beim gesamten Umschlag sogar auf dem 4. Rang. Für die Region Lateinamerika ist Hamburgs Hafen einer der wichtigsten Anlaufpunkte in Europa. Erst im Januar hatte die Reederei Maersk einen neuen Südamerika-Dienst für den Hamburger Hafen eingerichtet. Nach der Eröffnung der EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung EU-LAK im vergangenen November startet mit EZLA eine zweite wichtige Einrichtung in der Zusammenarbeit der beiden Kontinente.
Mit dem neuen Kompetenzcenter EZLA soll insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen der Schritt nach Europa erleichtert werden. EZLA wurde gemeinsam von den privaten Unternehmen NPU Trade und LaConSA in Kooperation mit der HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH entwickelt. EZLA bietet sämtliche Glieder der Wirtschaftskette an, von Marktinformationen und Repräsentanz über Logistik und Distribution bis hin zu einem Business Center samt Showroom.
Unterstützt wird EZLA durch den Verein zur Förderung des Europäischen Zentrums für Lateinamerika e.V.. Er finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Als Non-Profit-Organisation ohne wirtschaftliche Gewinnziele bezweckt er unmittelbar die Förderung des Zentrums und fungiert zu diesem Zweck u.a. als Gesellschafter der EZLA GmbH. Diese verwaltet die Immobilie und die zu marktüblichen Preisen angebotenen Büros im Business Center.
EZLA kommt zum richtigen Zeitpunkt. Lateinamerika glänzt derzeit durch stabiles Wachstum. Die ökonomische Stabilität Lateinamerikas wird nach einer Studie von Germany Trade & Invest (GTAI) vom Juni 2012 von der aktuellen Finanzkrise in Europa nur wenig beeinflusst. Viele Länder nutzten die hohen Staatseinnahmen für den Ausbau von Infrastruktur und Energieversorgung. Auch der Bergbau und die Industrieproduktion expandierten.
Die jüngsten Entwicklungen in Lateinamerika sind beeindruckend. In den vergangenen zwei Jahren ist die Wirtschaft der Region um real 5,4 % im Jahresschnitt gewachsen und trug somit 14 % zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Länder wie Argentinien, Brasilien, Paraguay, Peru und Uruguay taten sich mit Werten zwischen 7 und 12 % besonders hervor. Und der Trend hält an: Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge wird die Wirtschaftskraft der Region auch 2012 und 2013 mit einem Plus von real 3,7 beziehungsweise 4,1 % zunehmen.
Treiber dieser Entwicklung sind die großen Volkswirtschaften Südamerikas. Brasilien expandiert als Folge einer langen Phase makroökonomischer Stabilität in vielen Sektoren und forciert mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2014 sowie die Olympischen Sommerspiele 2016 den Ausbau der Infrastruktur. Auch in Argentinien und Kolumbien heizen ein starker Inlandskonsum sowie die hohen Weltmarktpreise für Ausfuhrgüter die Wirtschaftstätigkeit an. Goldman Sachs bescheinigte Mexiko vor wenigen Tagen, zusammen mit Indonesien, Südkorea und der Türkei, zu den bedeutendsten und interessantesten Schwellenländern der Welt zu gehören.
Seit November 2011 hat auch die EU-Lateinamerika-Stiftung (EU-LAK) ihren Sitz in Hamburg. EU-LAK trägt durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen der EU und Lateinamerika sowie der Karibik maßgeblich dazu bei, die gewachsenen Beziehungen zwischen den beiden Regionen weiterzuentwickeln. Im Januar 2013 soll bei den nächsten Gipfeltreffen in Santiago de Chile die Stiftung in eine internationale Organisation übergeführt werden. Die themenübergreifenden Beziehungen zwischen der EU und der Lateinamerika-Karibik-Region werden dann aus Hamburg heraus gelenkt. Jorge Valdez, Geschäftsführer der EU-LAK Stiftung, betont daher auch die Bedeutung konkreter Anreize für die wirtschaftliche Kooperation:
"Die Stärkung der Beziehungen zwischen Lateinamerika und Europa hat heute ein größeres Gewicht und einen wesentlich bedeutenderen Stellenwert als in anderen Etappen der gemeinsamen Geschichte. Hamburg, als einer der wichtigsten Seehäfen Europas, ist konsequenterweise dazu berufen, hierbei eine tragende Rolle zu spielen und, dass EZLA in Hamburg ansässig ist, bietet ein enormes Potential in Form einer in Europa einzigartigen Plattform, die die Geschäfte zwischen beiden Regionen, aber auch die Entwicklung gemeinsamer Chancen in Drittmärkten fördert. Für die EU-LAK Stiftung, überzeugt von der entscheidenden und tragenden Rolle, die kleine und mittelständische Unternehmen in dieser Verbindung spielen, ist die Verwirklichung einer Initiative wie die mit einer Tragweite wie der von EZLA essentiell."
Damit investiert die Hansestadt in die vielversprechende Zukunft der traditionsreichen Verbindung zwischen Lateinamerika und Hamburg. Im Jahr 1826 hat Hamburg als erste Stadt die Staaten Lateinamerikas anerkannt und fortan Handelsbeziehungen mit ihnen aufgebaut. Bis zum heutigen Tag bestehen ausgezeichnete Beziehungen vieler hanseatischer Handelshäuser in diese Region. Bereits 1871 eröffnete die Aliança, heute als "Hamburg Süd" bekannte Reederei eine direkte Linienverbindung nach Brasilien. Heute pflegt Hamburg eine Städtepartnerschaft mit León in Nicaragua, und mit vielen lateinamerikanischen Ländern gibt es spezielle bi- und multilaterale Handelsabkommen. Zahlreiche Vereine und Institutionen unterstützen die Verbindungen zu den Ländern, darunter der bereits 1916 von hanseatischen Kaufleuten gegründete Lateinamerika Verein.
„Lateinamerika und die Karibik werden immer interessanter für Europa. Hamburg hat das schon lange verstanden. Deswegen unterstützen wir diese Initiative (EZLA). Rohstoffreichtum, wachsende Binnenmärkte und große Potenziale im Ausbau regenerativer Energien – das sorgt für eine glänzende Zukunft der Region. Es ist gut, dass auch die Bundesregierung Lateinamerika stärker in den Blick nimmt. Für Hamburg ist das seit über einem Jahrhundert selbstverständlich. Heute kommt ein neues, wichtiges Angebot für Firmen aus der Region hinzu", kommentiert Staatsrat Wolfgang Schmidt, Bevollmächtigter beim Bund, bei der Europäischen Union und für auswärtige Angelegenheiten (Senatskanzlei Hamburg).
Nicht nur der Handel und die Wirtschaft, sondern auch ein freundschaftlicher und kultureller Austausch prägen diese lange Partnerschaft, die in einer starken institutionellen Verknüpfung Ausdruck findet. Die lateinamerikanischen Länder stellen mit über 20 Konsulaten die größte Gruppe der fast 100 konsularischen Vertretungen in Hamburg. Der bundesweit wirkende Lateinamerika Verein, das Lateinamerika-Zentrum an der Universität Hamburg, das GIGA Institut für Lateinamerika-Studien, das Instituto Cervantes, die Städtepartnerschaft mit León, der Clube Brasileiro de Hamburgo als Hamburgs ältester Ausländerverein sowie die überregional tätige Deutsch-Mexikanische Gesellschaft – diese beeindruckende Liste ließe sich noch erweitern. Die lateinamerikanische Community ist in der Stadt sehr präsent und in zahlreichen Netzwerken organisiert. Die über 15.000 spanisch- und portugiesischsprachigen Muttersprachler sind ein wichtiger Teil der kulturellen, musikalischen, künstlerischen und kulinarischen Vielfalt Hamburgs.