7.399 Arbeitsplätze für Hamburg

Erfolgreiche Bilanz der Wirtschaftsförderung / Ausbau zur One-Stop-Agency

Die Hamburger Wirtschaft blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurück und sieht mit vorsichtigem Optimismus auf das Jahr 2016. Das sind die Ergebnisse der Konjunkturbefragung der Handelskammer Hamburg. Sie spiegeln sich auch im Ergebnis der HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH im Jahr 2015 wider: 7.399 (2014: 4.334) neue und gesicherte Arbeitsplätze sind die Bilanz der HWF. 106 (2014: 99) Firmen aus dem In- und Ausland sind neu angesiedelt worden oder wurden bei ihrer Expansion unterstützt. Hiermit waren Investitionen in Höhe von insgesamt 333,18 Millionen Euro (2014: 179,20) verbunden. 121 (2014: 75) Unternehmen wurden darüber hinaus bei Ansiedlungs- und Expansionsprojekten beraten. Zwei Unternehmen konnten Standorte in der Metropolregion Hamburg vermittelt werden. Für das Jahr 2016 hat der Senat angekündigt, den 2015 eingeleiteten Ausbau zur One-Stop-Agency für Investitionen zu forcieren.

Jahrespressekonferenz, HWF

One-Stop-Agency für Investitionen

Hamburg ist eine Stadt voller Stärken und Chancen. Die Metropolregion mit ihren über fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zählt zu den wirtschaftsstärksten Regionen Europas. Die industriellen Kerne und der Hafen in der Stadt schaffen ebenso ein vielfältiges Bildungs- und Wissenschaftssystem wie die Grundlage für Arbeit und Wohlstand. Hightech- und Kreativ-Branchen weisen den Weg in die zukünftige Entwicklung. Ein wichtiger Baustein diese Entwicklung fortzusetzen und mit einer Vision für die Zukunft zu versehen, ist die Wirtschaftsförderung in Hamburg. Senator Frank Horch: "Die HWF muss ein Angebot machen, das man nicht ablehnen kann. Sie ist Ansprechpartner, Ideengeber, Dienstleister und auch Sorgentelefon sein für Unternehmen, die schon am Standort sind und sich vielleicht entwickeln wollen oder auch für Unternehmen, die neu nach Hamburg kommen wollen. Wir sind dabei, die HWF jetzt genauso aufzustellen, als One-Stop-Agency, die schnell, effizient und zum Wohle des Standortes handeln kann. Die ersten Erfolge lassen sich bereits aus der Bilanz 2015 ableiten."

Industriegebiet Billbrook/Rothenburgsort

Das Jahrespressegespräch der HWF fand im Projektbüro der HWF im Industriegebiet Billbrook/Rothenburgsort statt. Im Rahmen der Entwicklung des Hamburger Osten stellt das Industriegebiet Billbrook/Rothenburgsort einen wichtigen Teilbereich in den Planungen des Senats dar. Daher wurden im Frühjahr 2015 die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH sowie die IBA Hamburg GmbH durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) mit der Erstellung eines Handlungskonzepts zur Modernisierung und Revitalisierung des Industriegebietes Billbrook/Rothenburgsort beauftragt. Ziel ist es, das Potenzial des Industriestandortes besser zu nutzen, um neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze in der Stadt zu schaffen. Neben der Bestandssicherung existierender Unternehmen soll dazu die Neuansiedlung wertschöpfungsstarker Industrieunternehmen beitragen. (www.industriestandort-billbrook.de)

HWF Bilanz

Für die HWF war 2015 ein erfolgreiches Jahr, in dem die Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr signifikant gesteigert werden konnten. Dr. Rolf Strittmatter, Geschäftsführer der HWF, zeigt sich über das Ergebnis erfreut: "Wir haben in fast allen Bereichen zulegen können, insbesondere bei den zusätzlichen Arbeitsplätzen. Einmal mehr gilt, dass die Hansestadt das wirtschaftliche Zentrum Nordeuropas ist."

Im Jahr 2015 hat die HWF insgesamt 106 Unternehmen (2014: 99) neu in Hamburg angesiedelt oder bei einer Betriebserweiterung unterstützt. Im Einzelnen handelte es sich um 62 (61) Neuansiedlungen und 44 (38) Betriebserweiterungen. 121 (75) Unternehmen wurden darüber hinaus bei Ansiedlungs- und Expansionsprojekten beraten. Zwei Unternehmen konnten Standorte in der Metropolregion Hamburg vermittelt werden.

Anzahl der Projekte20142015Prozent
Bestand3844116
Ansiedlung6162102
Gesamt99106107

Wichtiger als die Anzahl der Projekte ist allerdings die Anzahl der dabei neu entstandenen oder abgesicherten Arbeitsplätze. Diese stieg von 4.334 im Jahr 2014 auf 7.399 im Jahr 2015, ein Anstieg von 71%. 1.514 (852) Arbeitsplätze entstanden neu, 5.885 (3.482) konnten gesichert werden.

Arbeitsplätze20142015Prozent
Abgesicherte Arbeitsplätze3.4825.885169
Neue Arbeitsplätze8521.514178
Gesamt4.3347.399171

2015 wurde besonders deutlich, dass das größte Potenzial für neue Arbeitsplätze bei der Expansion von bereits in Hamburg ansässigen Unternehmen besteht. Hier entstanden 1.205 (500) Arbeitsplätze neu, Ansiedlungen waren mit 309 (352) Jobs verbunden.

Mit den Projekten waren Investitionen in Höhe von insgesamt 333,18 Millionen Euro (2014: 179,20) verbunden. 121 (2014: 75) Unternehmen wurden darüber hinaus bei Ansiedlungs- und Expansionsprojekten beraten. Zwei Firmen konnten Standorte in der Metropolregion Hamburg vermittelt werden.

Investitionen20142015Prozent
Gesamt179,20 Mio. EUR333,18 Mio. EUR185

Logistik (18), Maritime Wirtschaft (11) und MITT (9) waren die Schwerpunktbranchen mit den meisten HWF Projekten. Mehr als die Hälfte (63) der 106 Projekte waren aber ohne Clusterzuordnung. Vielfach handelte es sich um Handelsunternehmen.

Ansiedlung

Wichtigste HWF Quellmärkte

20152014
China1220
Russland97
Deutschland711
Dänemark32
Estland31
Türkei32
Ukraine34
Aserbaidschan20
Lettland20
USA22
V.A. Emirate21

Die übrigen Ansiedlungen kamen aus Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Israel, Italien, Japan, Kasachstan, Korea, Norwegen, Philippinen, Schweden, Taiwan, Tunesien und Weißrussland.

Die HWF betreute 2015 62 (61) Ansiedlungen aus 23 (20) Nationen. Rechnet man die dabei entstandenen 309 Arbeitsplätze auf einzelne Ansiedlungen um, ergibt das einen Durchschnitt von 4.98. Insgesamt wurden 2015 mehr als 300 international investierte Unternehmen aus 49 Ländern in Hamburg gegründet. Zumeist waren es Handelsunternehmen oder Gründungen im Kontext von Finanzinvestitionen insbesondere im Immobilienbereich. Sie schufen im ersten Schritt 1,54 Arbeitsplätze pro Unternehmen. Die HWF konzentriert sich dagegen bei der Ansiedlung auf Unternehmen, die in Hamburg unmittelbar operativ tätig werden und Arbeitsplätze schaffen.

Auffällig ist der Rückgang von HWF Projekten aus China von 20 auf 12. Das ist darauf zurückzuführen, dass 2015 viele chinesische Unternehmen zwar die Beratungsleistung der HWF in Anspruch nahmen, aber z. B. für die Visabeantragung spezialisierte Rechtsanwälte einschalteten. Insgesamt kamen 2015 43 Unternehmen aus China und Hongkong nach Hamburg. Diese Ansiedlungen gehen letztlich auch auf Marketingaktivitäten der HWF zurück. Trotz Russlandkrise konnte die Zahl der Ansiedlungen vorerst gehalten werden.

Expansion

Im Jahr 2015 konnte die HWF insbesondere viele Hamburger Unternehmen bei Expansionsprojekten unterstützen. Die positive Entwicklung in der Bestandsentwicklung beruht zum Teil darauf, dass einige bereits längere Zeit anhängige Projekte endlich abgeschlossen werden konnten. Zudem zahlt sich aus, dass die HWF stark auf die Nachbetreuung bereits angesiedelter Unternehmen setzt.

Unternehmensbeispiele

Auch 2015 gab es interessante Beispiele für Ansiedlungen oder Expansionen am Standort Hamburg.

Ansiedlungen

Industrial Commercial Bank of China (ICBC)
ICBC, die ihre Geschäfte in Norddeutschland bislang aus der Frankfurter Europazentrale heraus führte, hat im März 2015 in exponierter Lage am Jungfernstieg eine Niederlassung mit vorerst drei Mitarbeitern und einer Expansionsperspektive auf 10-15 Beschäftigten eröffnet und den Privat- und Geschäftskundenbetrieb aufgenommen.

Shanghai Zhenhua Heavy Industries Company Limited (ZPMC)
ZPMC ist größter Hersteller von Stahlstrukturen und Containerbrücken weltweit. Der Marktanteil bei Containerbrücken beträgt etwa 75%. Die Produkte sind heute auch in allen deutschen Häfen präsent. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren seine Geschäftsfelder auf die Bereiche Offshore-Anlagen, Spezialschiffbau sowie die damit verbundenen Dienstleistungen ausgeweitet. Für Hamburg ist deshalb die Gewinnung des European Purchase Center (EPC) mit offizieller Einweihung am 01.06.2015 von herausgehobener Bedeutung. 20 Arbeitsplätze sind kurzfristig entstanden, mittelfristig sollen es bis zu 100 werden.

Airbus Business Accelerator
Innovationen schneller zur Marktreife zu bringen - das ist unter anderem das Ziel des zweiten "BizLab Aerospace Accelerator", den Airbus 2015 in Hamburg eröffnet hat. Airbus bietet für Start-Ups und Projekte bereits in einem frühen Stadium eine breite Unterstützung in Form eines sechsmonatigen Programms. Das Airbus-BizLab stellt hierfür u.a. Coaches, Experten und Mentoren aus Bereichen wie Technologie, Recht, Finanzen, Marketing und Kommunikation zur Verfügung. Außerdem bietet es Prototyping-Lösungen und den erleichterten Marktzugang. Ein Screening-Ausschuss wählt die vielversprechendsten Ideen aus.

Carnival Maritime
Unter dem Namen Carnival Maritime baute die Costa Gruppe, Europas führendes Kreuzfahrtunternehmen, 2015 in der HafenCity eine hochmoderne, digitalisierte Unit für den technischen und nautischen Betrieb der Schiffe ihrer Kreuzfahrtmarken AIDA Cruises, Costa Crociere und Costa Asia auf. Zur Flotte gehören derzeit 25 Schiffe. In Hamburg vereint Carnival Maritime das Know-how in den Bereichen Marine, Technik sowie Gesundheit, Umweltschutz und Sicherheit der Costa Gruppe. Das Fleet Operations Center (FOC) überwacht gemeinsam mit den Fachabteilungen der Service-Einheit alle nautischen und technischen Aspekte der Schiffe im weltweiten Einsatz. Der Unternehmensbereich wurde 2015 gegründet und beschäftigt 150 Spezialisten.

Hootsuite
Der Standort Hamburg bekam Zuwachs im wichtigen Digital-Markt: Das kanadische Unternehmen Hootsuite (Link: https://hootsuite.de) expandiert und eröffnete Anfang 2015 eine Außenstelle in der Hansestadt. Mit Hootsuite können Nutzer sämtliche Social-Media-Kampagnen zentral von einem Dashboard managen. Es richtet sich vor allem an Unternehmen.

Nach anderen Global-Playern wie etwa Facebook, Google und Twitter hat damit das nächste IT-Unternehmen die Hansestadt als Sitz in Deutschland gewählt. Ende 2015 umfasste das für die DACH-Region zuständige Team europaweit 15 Mitarbeiter. Das Team in Hamburg wird 2016 weiter wachsen.

Expandierende Unternehmen

Diehl Comfort Modules    
Diehl Comfort Modules, wie Diehl Service Modules ein Unternehmen im Teilkonzern Diehl Aerosystems, ist ein Hersteller von Kabinenbauteilen im Flugzeug und hat sich auf die Fertigung von Waschräumen, Duschen und Bordtoiletten spezialisiert. Diehl Service Modules entwickelt und produziert Bordküchen. Als „First Tier Supplier“ für Avionik und Kabinenintegration ist Diehl ein wichtiger Partner der internationalen Luftfahrtindustrie. Das Unternehmen verfügt im Raum Hamburg über mehrere Standorte, die im Rahmen einer strukturellen Optimierung teilweise zusammengelegt werden. Dadurch wird Diehl in die Lage versetzt, Synergiepotenziale auszuschöpfen und eine stärkere und wettbewerbsfähigere Unternehmenseinheit für Kabinen-Monumente in Hamburg zu schaffen. Die neue Produktions- und Logistikhalle (13.000 m² inkl. Sozialflächen), die Teile von Diehl Comfort Modules und Diehl Service Modules ab Anfang 2016 am „Genter Ufer“ in Hamburg-Waltershof beziehen werden, wurde vom Investor Goodman entwickelt. Der Standort bietet eine optimale räumliche Nähe zum Airbus-Fertigungswerk. Perspektivisch sollen dort über 300 Mitarbeiter beschäftigt sein. Die HWF hat Diehl bei der Standortsuche unterstützt. Diehl entschied sich im Laufe des Verfahrens zugunsten von Waltershof gegen eine städtische Liegenschaft im Industriegebiet Hausbruch.

Marker oHG – Unternehmen Frische
Die familiengeführte Marker oHG – Unternehmen Frische hat sich auf den Handel von Obst und Gemüse sowie ergänzenden Sortimenten spezialisiert. Die Belieferung der Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung in ganz Norddeutschland mit regionalen Erzeugnissen bildet dabei das Kerngeschäft. Daneben werden aber auch Exoten, Produkte aus biologischem Anbau sowie seltene, samenfeste Gemüsesorten vertrieben. Dem Unternehmen konnte ein neues, größeres Grundstück in der Amandus-Stubbe-Straße vermittelt werden. Es entstanden kurzfristig 30 neue Mitarbeiter, 155 wurden gesichert.

DWENGER Lasertechnik
DWENGER ist Spezialist für Laserschneiden, Laser-/Roboterschweißen und die Herstellung von Blechteilen und Baugruppen. Direkt neben dem Hauptgebäude am Dwengerkamp 9 errichtet die DWENGER Group am Dwengerkamp 7 auf 1.700 qm eine Fertigungsanlage für die Oberflächenveredelung von Blechteilen kompletter Baugruppen sowie eine Erweiterung der Montage. Die HWF vermittelte das Erweiterungsgrundstück.

Ausblick

Die HWF blickt positiv in das neue Jahr und ist überzeugt, insbesondere im Bereich expandierender Unternehmen in Hamburg, das hohe Niveau des Jahres 2015 zu erreichen bzw. zu übertreffen. Dabei besteht die Hauptaufgabe nicht darin, Nachfrage zu generieren, sondern den Raum für Expansionen zu schaffen. Angesichts der aktuellen Flächenkonkurrenz zwischen Gewerbe, öffentlicher Unterbringung und Wohnen ist das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die nur gemeinsam mit Senat und Bezirken gelöst werden kann. Die HWF ist dabei Vorschläge zu entwickeln, wie das Senatsziel, die Entwicklung und Vergabe von städtischen Gewerbeflächen im Rahmen der Wirtschaftsförderung zu optimieren, umgesetzt werden kann.

Was internationale Ansiedlungen angeht, wird die HWF hinsichtlich der Quellmärkte flexibel auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren. Die politischen Rahmenbedingungen, ausgelöst durch die regionalen Konflikte im Nahen Osten genauso wie der Rückgang der industriellen Produktion in China, lassen befürchten, dass die Weltkonjunktur Schaden nimmt. Deshalb wird die HWF 2016 beispielsweise gezielt Unternehmen mit Deutschlandzentrale in Hamburg und Europazentrale außerhalb Deutschlands ansprechen und für eine Verlagerung der europäischen Zentralfunktion nach Hamburg werben.